Schroettersche Landesaufnahme (1795-1802)

Die Schroettersche Landesaufnahme ist ein Kartenwerk, das zwischen 1795 und 1802 erstellt wurde. Die Karten wurden auf Geheiß des preußischen Staatsministers Freiherr von Schroetter mit der aktuellen Technik des 18. Jahrhunderts erstellt. Sie schließen an weitere Kartenwerke wie das Schmettausche Kartenwerk an, welches den Ostpreußischen Landesteil nur ungenügend erfasste. Die Karten sollten eine Lücke schließen, da für Ost- und Westpreußen zu dieser Zeit kaum gute Kartenwerke existierten. Sie sollten verschiedenen Zwecken des Staates dienen, aber auch der privaten Verwendung offenstehen.

Die verschiedenen Interessen mussten bereits bei der Erstellung der Karte berücksichtigt werden. Die staatliche Verwaltung war insbesondere an der Erfassung der genauen Ausdehnung des Staatsgebietes und der Position der für die Verwaltung bedeutenden Orte und Verkehrswege interessiert. Darüber hinaus hatte das Militär Interesse an Informationen zu besonderen Geländeformationen und Feldern, welche sie für Schlachten und Feldlager verwenden konnte. Die geplante Veröffentlichung der Karten für den zivilen Gebrauch war eine Neuerung im Königreich Preußen. Diese Veröffentlichung war bereits von Anfang an vorgesehen. So enthielten die Karten neben Informationen zu Orten und Verkehrswegen auch Angaben zur Schiffbarkeit von Flüssen, dem Fischreichtum von Seen und zu wirtschaftlichen Nutzungsmöglichkeiten (z.B. Torfstecherei, Bodenertrag).

Die Karten der Schroetterschen Landesaufnahme waren auf dem aktuellen Stand der Technik ihrer Zeit. Die Aufnahme der Karten selbst wurde durch den Hauptmann von Textor geleitet. Dieser ließ zunächst eine astronomische Ortsbestimmung von 22 einzelnen Punkten (Sternwarten, Kirchtürme, o.ä.) durchführen, zwischen denen über acht Grundlinien ein trigonometrisches Netz aufgespannt wurde. Dieses Netz überspannte das gesamte Staatsgebiet Preußens. Darauf aufbauend erfolgte die eigentliche Aufnahme der Kartenblätter, bei der die Orte und Landschaften vermessen wurden. Die endgültige Karte wurde dann in einem zentralen Zeichenbüro erstellt. Dieses war zunächst im Königsberger Schloss, später in Marienwerder eingerichtet und die letzten Arbeiten erfolgen in Berlin.

Das Ergebnis der Aufnahme war die erste Karte des gesamten Staatsgebiets Preußens. Diese Karte hatte einen Maßstab von 1:50.000 und wurde danach über Kupferplattendrucke weiterverbreitet. Die entstandene Karte wurde über Jahrzehnte genutzt und in mehreren Auflagen veröffentlicht. Die Karte entstand zu Beginn der Koalitionskriege und so kam ihr zusätzlich zum sonstigen Nutzen ein besonderer militärischer Wert zu. Daher wurden die Druckplatten nach der Niederlage des Preußischen Staates gegen Napoleon konfisziert und nach Paris gebracht. Dort wurde eine neue Version der Karte gedruckt und gegen Gewinn veräußert.

Für die Kurische Nehrung ist die Schroettersche Karte die erste Karte, in welcher von einer annähernden Lagekorrektheit der Orte und Landmarken auf der Kurischen Nehrung ausgegangen werden kann. Dies ergibt sich insbesondere im Vergleich mit jüngeren Karten. Auch ist die Kurische Nehrung hier erstmals in ihrer geographischen Gestalt korrekt im Kartenbild zu erkennen. Betrachtet man die einzelnen haffseitigen Buchten genauer und vergleicht sie mit jüngeren Karten, dann fällt auf, dass die Buchten sehr viel markanter ausfallen. Dies zeigt sich insbesondere an der Küstenlinie, die bei Rossitten (Rybachi) in das Kurische Haff ragt.

Verwendete Literatur

Jäger, Eckhard (1981): Die Schroettersche Landesaufnahme von Ost-und Westpreußen (1796-1802). Entstehungsgeschichte, Herstellung und Vertrieb der Karte. In: Zeitschrift für Ostforschung 30 (3), S. 359–389.
Torge, Wolfgang (2002): Müfflings geodätisches Wirken in der Umbruchepoche vom 18. zum 19. Jahrhundert. In: Zeitschrift für Vermessungswesen (ZfV) 127, S. 97–108.
Torge, Wolfgang (2009): Geschichte der Geodäsie in Deutschland. 2., durchges. und korrigierte Aufl. Berlin: de Gruyter.