Sowjetische Generalstabskarte (1984-87)

Die zweite Topographische Karte des Generalstabes der Streitkräfte der UdSSR, die hier verwendet wird, wurde in den Jahren 1984 bis 1987 aufgenommen. Sie entstand damit rund 20 Jahre nach den ersten topographischen Karten, die flächendeckend aus der Zeit der Sowjetunion für die Kurische Nehrung vorliegen. Anders als die Karte von 1960-66, ist die Karte von 1984-1987 in vielen Archiven und Quellensammlungen vorhanden. Außerdem ist die Karte in verschiedenen Maßstäben und somit in unterschiedlichen Graden der Generalisierung verfügbar. Dies wird ausführlicher in dem Artikel über die Geschichte der Karte hier dargestellt.

Die Karte von 1984-1987 zeigt die Landnutzung auf der Nehrung nach rund 40 Jahren sowjetischer Herrschaft über das Gebiet. Die Gesamtfläche der Nehrung hat gegenüber der vorhergehenden Karte um rund 10,2 km² zugenommen und beträgt nun 171,24 km² (1960-66: 161,04 km²). Dies stellt die größte Veränderung der Gesamtfläche der Kurischen Nehrung seit der Karte von 1834 dar. Die Abnahme des Anteils der Fläche der von Sand geprägten Landschaftsformen hat sich fortgesetzt und beträgt nun nur noch 13,03 % und ist damit nochmals um 5 Prozentpunkte im Vergleich zu 1960-66 gesunken (von 18,07 %). Im Vergleich zu 1912 hat sich der Anteil der Sandflächen damit mehr als halbiert (1912: 30,77 %). Auch die Abnahme der Flächen mit Kraut-/Strauchbewuchs (inkl. grauer Düne) hat sich fortgesetzt und ist ebenfalls um etwas mehr als 5 Prozentpunkte auf 8,04 % zurückgegangen (1960-66 13,43 %). Der Anteil an Grünland (inkl. lichtem Baumbestand) ist nach dem Zuwachs von 1912 bis 1960-66 wieder zurückgegangen und beträgt 1984-1987 nur noch 12,77 % (1960-66: 21,22). Hingegen ist der Anteil der Waldflächen an den Gesamtflächen deutlich auf 59,91% gestiegen, was einem Zuwachs von 17,06 Prozentpunkten oder mehr als einem Viertel der Fläche von 1960-1966 entspricht.

Betrachtet man diese Entwicklungen im Kartenbild, fällt auf, dass sich die Verteilung der unterschiedlichen Landnutzungsformen auf der Kurischen Nehrung nicht wesentlich verändert hat. Viele der festzustellenden Änderungen sind fortschreitende Entwicklungen, die bereits in der Phase von 1912 bis 1960-66 festzustellen waren. Insgesamt erscheint die Kurische Nehrung weniger von einem Mosaik kleinteiliger Flächen geprägt zu sein, als es vorher der Fall war. Viele dieser vormals kleinen Flächen sind nun Teil der angrenzenden größeren Flächen. Im Kartenbild ist außerdem die Abnahme der Sandflächen gut zu erkennen. Auffällig ist vor allem das Verschwinden der großen freien Sandfläche zwischen Juodkrantė und Preila. Diese Fläche ist nun als Graue Düne mit Kraut und Strauchbewuchs gekennzeichnet. Die Sandflächen zwischen Morskoje (russ. Морское/ deut. Pillkoppen) und Nida (deut. Nidden) und südlich von Morskoje sind deutlich geschrumpft und es ist erkennbar, dass sich hier am Rand des Waldes ein Band aus Grünland (inkl. lichtem Baumbestand) gebildet hat. Die Sandfläche zwischen Rybačij (russ. Рыбачий/ deut. Rossitten) und Lesnoi (russ. Лесной/ deut. Sarkau) ist deutlich geschrumpft. Außerdem hat sich hier ein Band an Kraut-/Strauchbewuchs (inkl. grauer Düne) gebildet, welches die Fläche zum Kurischen Haff hin auf fast der gesamten Fläche abgrenzt.

Die Zunahme der Waldflächen betrifft die gesamte Kurische Nehrung. Viele Flächen, die früher als Grünland (inkl. lichtem Baumbestand) gekennzeichnet waren, sind nun als Wald dargestellt. Dies deutet auf ein ungestörtes Wachsen der Bäume hin, wodurch sich die lichten Wälder nach und nach in Wälder verwandeln. Über die gesamte Länge der Kurischen Nehrung ist nun auch ein Band aus verbundenen Waldflächen zu erkennen, wobei die Hauptwaldflächen insbesondere am Ufer der Ostsee zu erkennen sind, während die Sandflächen und das Grünland (inkl. lichtem Waldbestand) insbesondere am Haffufer liegen.

Die landwirtschaftliche Fläche im äußersten Süden der Kurischen Nehrung, die in der Karte von 1960-66 erstmalig erschien, ist wieder verschwunden. Dort befinden sich nun eine vernässte Fläche und Wald. Dafür ist die landwirtschaftliche Fläche südlich von Rybačij (russ. Рыбачий/deut. Rossitten) wieder im Kartenbild enthalten. Hier befand sich zuvor Grünland (inkl. lichtem Baumbestand). Der Anteil der landwirtschaftlichen Flächen hat sich in der Zeit seit 1960-66 somit auf 1,19 % erhöht (1960-66 0,84 %). Sie erreicht aber noch nicht den Anteil von 1912 mit 1,42%. Der Anteil der Siedlungsflächen und der näheren Umgebungen hat bis 1984-87 auf 2,76% Anteil an der Gesamtfläche zugenommen und sich damit fast verdoppelt (1960-66: 1,40 %). Damit wird der Wert von 1912 deutlich übertroffen (2,01 %). Im Kartenbild ist sehr gut zu erkennen, dass alle Ortslagen deutlich größer erscheinen, wobei Lesnoi den größten Zuwachs erfahren hat. Hier reicht die Siedlungsfläche nun vom Ufer des Kurischen Haffs bis an das Ufer der Ostsee.

Der Anteil an Flächen mit Feuchtgebieten/Moor/Bruch ist im Zeitraum von 1960-66 bis 1984-87 bei einem leichten Rückgang mit 2,14% weitgehend konstant geblieben (1960-66: 2,36 %) Dabei sind viele der kleinen vernässten Flächen im Norden der Kurischen Nehrung wieder aus dem Kartenbild verschwunden, aber die vernässte Fläche im äußerten Süden der Karte ist größer geworden und umfasst nun auch Flächen, die sich entlang des Ufers des Kurischen Haffs weit nach Norden in Richtung Lesnoi erstrecken. Die vernässte Fläche nördlich von Rybačij ist ebenfalls wieder verschwunden, dafür ist westlich von der landwirtschaftlichen Fläche ein Gewässer zu sehen, welches als Möwenbruch bekannt ist und im vorherigen Kartenbild von 1960-66 fehlte.

Insgesamt hat sich die Erscheinung der Kurischen Nehrung im Kartenbild von 1984-1987 weniger deutlich als zuvor verändert. Viele der Veränderungen sind dabei Fortsetzungen der Prozesse, die bereits im Vergleich der Karten von 1912 und 1960-66 aufgefallen waren. Dabei hat sich auch der Trend zu einem weniger von kleinteiligen Bewuchsmustern geprägten Kartenbild fortgesetzt.

Typ

Quadratkilometer

Prozentualer Anteil

Kraut-/Strauchbewuchs (inkl. grauer Düne)

13,77

8,04

Wald

102,59

59,91

Wasser

0,28

0,16

Feuchtgebiete/Moor/Bruch

3,66

2,14

Siedlungsfläche und nähere Umgebung

4,73

2,76

Grünland (inkl. lichtem Baumbestand)

21,86

12,77

Landwirtschaftliche Fläche

2,04

1,19

Sand

22,32

13,03

Summe

171,24

100,00

 

Methodischer Hinweis: Die erläuternde Kartenbeschreibung bezieht sich auf die abgeleitete Form der Karte, die links dargestellt wird. Dazu wurde aus den Signaturen der Ausgangskarte der Landnutzungstyp bzw. das Ökotop abgeleitet und in einer zusammengefassten Karte dargestellt. In dieser Form wurde auf die Höhenangaben komplett verzichtet, weswegen diese hier nur in Form von Zusatzinformationen beachtet werden. Diese Informationen betreffen insbesondere die Verteilung und die Form der für die Nehrung so prägenden Dünen.