Die Gebäude auf der Kurischen Nehrung

Auf der Kurischen Nehrung befinden sich rund 3.000 Gebäude, die aus unterschiedlichen Epochen stammen und unterschiedlich genutzt werden. Diese Karte präsentiert einen Teil der Forschungsergebnisse. Für jedes Gebäude wurden die Lage und 13 Eigenschaften bestimmt, die verschiedene Merkmale des Baus beschreiben. Die Daten wurden statistisch und geographisch aufbereitet und ausgewertet.

Auf dieser Seite werden in einem interaktiven Kartenbild ausgewählte Eigenschaften der Gebäude dargestellt: Errichtungszeit, Gebäudetyp, Nutzung, Denkmalstatus und das Vorhandensein des sogenannten Niddener Stils.

Die geographische Verteilung des materiellen Kulturerbes auf der Kurischen Nehrung ist sehr unterschiedlich. Die Orte sind sehr unterschiedlich groß und sie unterscheiden sich hinsichtlich der Zusammensetzung des Alters der Gebäude und des Einflusses des Niddener Stils auf das Ortsbild. Diese Unterschiede sind in der gebäudescharfen Karte zum Teil nur sehr schlecht zu sehen, umso besser lassen sie sich über einige Statistiken illustrieren.

Anzahl der Gebäude pro Ortschaft

Es wurden insgesamt 2321 Gebäude auf der Kurischen Nehrung hinsichtlich verschiedener Merkmale kartiert. Mit 1263 Gebäuden, die in drei Orten lagen, war die Anzahl der Gebäude auf der russischen Seite der Kurischen Nehrung etwas größer. Demgegenüber stehen 1058 Gebäude in fünf Ortschaften auf der litauischen Hälfte der Kurischen Nehrung. Der größte Ort nach Gebäuden ist Lesnoi (Sarkau). Der größte Ort im litauischen Teil der Kurischen Nehrung ist Nida (Nidden). In Litauen befinden sich die nach Gebäuden kleinsten Nehrungsorte mit Pervalka (Perwelk), wo 94 Gebäude stehen und Smyltinė (Sandkrug), wo 82 Gebäude stehen. 

Verteilung der Gebäude nach Gebieten auf der Kurischen Nehrung

 Gebäude nach Errichtungszeit

Die Einteilung der Gebäude hinsichtlich ihrer Errichtungszeit orientiert sich an den historischen Brüchen, die die Kurische Nehrung beeinflusst haben. Diese stehen zudem mit stilistischen Entwicklungen und Merkmalen in Verbindung. Als Errichtungszeiten werden unterschieden:

1. Gebäude, die vor 1918 errichtet wurden, also bis zum Ende des Kaiserreichs und vor der Gründung des Memelgebietes und der einhergehenden Trennung der Kurischen Nehrung in Hälften mit unterschiedlicher Staatszugehörigkeit.
2. Gebäude, die von 1919 bis 1945 errichtet wurden, also im Norden Gebäude aus der Zeit des Memelgebietes (1919-1923), der Litauischen Republik der Zwischenkriegszeit (1923-1939) und des Dritten Reiches (1939-1945). Im Süden aus der Zeit der Weimarer Republik (1919-1933) und des Dritten Reiches (1933-1945).
3. Gebäude, die zwischen 1945 und 1990 gebaut wurden, also aus der Zeit der Sowjetunion, wobei der nördliche Teil zur Litauischen Sozialistischen Sowjetrepublik (LSSR) gehörte, während der südliche Teil Bestandteil der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (RSFSR) war.
4. Gebäude, die aus der Zeit nach 1991 stammen, also nach der Gründung der Republik Litauen und der Russischen Föderation.

Die Anzahl der Gebäude aus den einzelnen Epochen ist von Ort zu Ort sehr unterschiedlich. Während im litauischen Teil die meisten Gebäude in der Zeit der Sowjetunion errichtet wurden, ist der russische Teil stärker von der postkommunistischen Ära geprägt. Erklärbar ist dies durch die restriktive Erteilung von Baugenehmigungen in Litauen durch den Nationalpark. Auch im Vergleich der Orte untereinander gibt es zwischen beiden Ländern auffällige Unterschiede. Auf der russischen Seite fällt beispielsweise auf, dass es in Lesnoi (Sarkau) in postsozialistischer Zeit eine besonders hohe Bautätigkeit gab. Gebäude aus dieser Zeit stellen in diesem Ort den höchsten Anteil. In den beiden anderen russischen Orten, Rybachi und Morskoje, stehen hingegen prozentual mehr Gebäude aus der Zwischenkriegszeit als dies in Lesnoi der Fall ist. Auf der litauischen Seite fällt zum Beispiel auf, dass Juodkrantė eine hohe Konzentration an Gebäuden aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg aufweist, was auf die Vergangenheit als Ostseebad hinweist. Deswegen wurden hier früher als in anderen Nehrungsorten dauerhafte Gebäude errichtet.

Gebäude nach Errichtungszeit in Russland

Gebäude nach Errichtungszeit in Litauen

 Gebäude nach Gebäudetyp

Dieser Text ist samt Statistiken noch zu ergänzen

 Denkmalgeschützte Gebäude

Der Denkmalschutz von Gebäuden auf der Kurischen Nehrung weist einen auffälligen Unterschied zwischen dem russischen und dem litauischen Teil auf. Zunächst wurde der Denkmalschutzstatus der Gebäude während der Kartierung anhand von an den Häusern angebrachten Plaketten erfasst. Diese Erhebung wurde später über die Listen des Denkmalschutzes abgeglichen und kontrolliert.

Der Denkmalschutz von Gebäuden im russischen Teil der Nehrung ist dabei deutlich weniger ausgeprägt als der im litauischen Teil. Dieser Unterschied bestand schon in der Zeit der Sowjetunion, was anhand der Plaketten, die teilweise noch aus der Sowjetunion stammen, erkennbar ist. Im russischen Teil der Kurischen Nehrung weist nur ein Haus eine entsprechende Kennzeichnung als Baudenkmal auf, während dies in Litauen mit 86 Gebäuden bedeutend mehr sind.

Denkmalgeschützte Gebäude in Russland

Denkmalgeschützte Gebäude in Litauen

Anzahl der Gebäude im Niddener Stil

Bei der Erhebung der Gebäude im Niddener Stil lassen sich zwei Gruppen unterscheiden, Gebäude welche im ursprünglichen Niddener Stil errichtet worden sind und Gebäude die eine Imitation, Interpretation oder nur einzelne Elemente des Niddener Stils aufweisen. Diese sind entweder nachträglich mit diesen Elementen ergänzt worden oder bereits mit diesen geplant. Sie verweisen auf die fortbestehende Bedeutung dieses Stils bis in die heutige Zeit hinein.

Bei der Verteilung der Gebäude im Niddener Stil oder seiner Nachahmung findet sich ein ähnliches Muster wie bei dem Denkmalschutzstatus der Gebäude. So kann man den ursprünglichen Niddener Stil fast ausschließlich im Norden im litauischen Teil der Kurischen Nehrung finden. Im russischen Teil existieren hingegen nur drei Häuser in diesem Stil. Die höchste Anzahl von Gebäuden im Niddener Stil finden sich in Nida (Nidden), Juodkrantė (Schwarzort) und Preila (Preil). Es ist zu vermuten, dass der Niddener Stil im Zeitraum von der Jahrhundertwende bis in die frühe Zwischenkriegszeit im nördlichen Teil der Kurischen Nehrung entstand. Die Konzentration nördlich der Grenze ist wahrscheinlich noch ein Überbleibsel aus der Zwischenkriegszeit, in der der Stil vermutlich entstand.

Auffällig ist zudem, dass auf russischer Seite auch kaum Häuser Imitationen, Interpretationen oder Elemente des Nehrungsstils aufweisen. Auch hier finden sich im litauischen Teil der Nehrung dies wesentlich mehr Häuser, die diese aufweisen. Dies hängt mit den Bauauflagen durch die Nehrungsgemeinde in Zusammenarbeit mit dem litauischen Nationalpark zusammen. Die Auflagen besagen, dass sich neue Gebäude stilistisch in die jeweiligen Siedlungen einfügen müssen.

Gebäude im Nehrungsstil in Russland

Gebäude im Nehrungsstil in Litauen