Informationen zur allgemeinen Geschichte der Karten des Sowjetischen Generalstabs finden Sie auf der Seite "Sowjetische Generalstabskarte (1960-66)"
Die Karte der Nehrung in den 1980er Jahren wurde auf Grundlage von Kartenblättern aus der Serie der Generalstabskarte aus diesem Jahrzehnt erstellt. Im Vergleich zu den Blättern der Generalstabskarte der 1960er Jahre sind die Blätter aus den 1980er Jahren archivarisch leichter zugänglich. Auf unterschiedlichen Websites und in Archiven finden sich die Kartenblätter in unterschiedlich gutem Zustand und unterschiedlicher Auflösung. Diese Vielzahl an Quellen zeigt sich auch in der Darstellung der Karte, die sehr uneinheitlich wirkt. Sie hat insbesondere zwei Ursachen: Einerseits wurden Kartenblätter mit unterschiedlichen Maßstäben verwendet, was der unmittelbaren Verfügbarkeit der Blätter geschuldet war. Andererseits wurden die unterschiedlichen Blätter in unterschiedlicher Qualität und mit unterschiedlichen Einstellungen digitalisiert, sodass ein generell uneinheitliches Bild der einzelnen Blätter entsteht.
Vergleicht man die Karte mit den vorherigen Kartenblättern aus deutscher Zeit, so fallen zunächst keine grundsätzlichen Unterschiede auf. Die Kurische Nehrung ist bestimmt durch das gleiche Mosaik von Waldflächen, grauen Dünen und freien Dünen wie vor 1945. Sieht man jedoch genauer hin, so fällt auf, dass die Waldflächen auf der Kurischen Nehrung deutlich ausgedehnter sind und die Flächen mit freiem Sand abgenommen haben. Zudem ist die Verkehrsinfrastruktur in Form einer durchgehenden Nehrungsstraße gut erkennbar. Ein kurioses Detail ist dabei der Verlauf der Straße nördlich von Juodkrantė, wo es an einer Bucht so aussieht, als würde die Straße direkt durch das Kurische Haff führen. Bei den Siedlungen fällt auf, dass die nördlichen Siedlungen alle als „Neringa“ (Неринга) bezeichnet werden und die litauischen Namen der Orte nur in Klammern darunter angegeben sind. Dies ist das Ergebnis einer Gemeindereform, in welcher die Orte auf der Kurischen Nehrung 1961 in einer Kommune zusammengefasst wurden. Etwas südlich von Nida, ungefähr in der Mitte der Kurischen Nehrung, ist auf dieser Karte auch die Grenze zwischen der Litauischen Sozialistischen Sowjetrepublik und der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik zu erkennen.
Verwendete Literatur
Davies, John; Kent, Alexander James; Risen, James (2017): The red atlas. How the Soviet Union secretly mapped the world. Chicago, London: University of Chicago Press. 234 Seiten.
Schittenhelm, Roland (2011): Die topographische Kartographie in der Sowjetunion und in Russland. In: j. Cartogr. Geogr. inf. 61 (6), S. 313–320.
Torge, Wolfgang (2009): Geschichte der Geodäsie in Deutschland. 2., durchges. und korrigierte Aufl. Berlin: de Gruyter.